Constantin Buschmann übernahm 2018 aufgrund des plötzlichen Todes seines Vaters das Steuer des Familienunternehmens, der Firma BRABUS. Als einziger CEO eines Markenunternehmens in Deutschland teilt er seitdem sein tägliches Leben und seine Ideen mit einer stetig wachsenden Community über eine Vielzahl an Sozialen Medien.
In seinem Wirken als Inhaber entwickelt er mit seinem Team die Marke BRABUS zu einer High-Tech-Luxury-Brand und hütet die Kultur des ONE-SECOND-WOW innerhalb, aber auch außerhalb des Unternehmens.
Sein leidenschaftliches Engagement für Innovation und Exzellenz macht ihn zu einer inspirierenden Figur nicht nur in der Automobilbranche, sondern auch für Unternehmer weltweit, die seine Vision und seinen Erfolgsweg als Vorbild sehen.
EU:
Constantin, du bist CEO von BRABUS, Unternehmer durch und durch. War es schon immer dein Traum, Unternehmer zu werden? Wolltest du Nachfolger bei Brabus sein oder hat dein Vater dich ein bisschen in die Richtung motiviert?
Constantin Buschmann:
Das ist eine ganz spannende Frage. Es ist ein Familienunternehmen, mein Vater hat es gegründet und ich bin wirklich mit dem Unternehmen aufgewachsen. Ich habe hier tatsächlich laufen gelernt, in und ums Unternehmen. Es gibt keinen Zeitpunkt in meinem Leben, in dem das Unternehmen nicht da war.
Ich habe dadurch natürlich auch an meinem Vater erleben können, was es bedeutet, Unternehmer zu sein, im Guten wie im Problematischen wie im Schlechten. Ich habe sehr viel von ihm lernen können. Ich bin zunächst ganz normal zur Schule gegangen und habe studiert. Irgendwann habe ich mich aber entschlossen, dort einzusteigen. Und dann saß ich in der Falle. (lacht)
Nein, Scherz beiseite. Jetzt mache ich das natürlich mit viel Leidenschaft. Ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Wir haben BRABUS – wir, das ist mir ganz wichtig – das Team und ich haben gemeinsam ganz viele Weichen gestellt. Wir haben sehr viel verändert und das Unternehmen in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, seitdem ich CEO bin.
Ich hätte das nicht vorhersehen können, wie stark und wie gut sich die Marke und unser Geschäft entwickeln würden. Und ich hoffe, dass die Reise noch ein bisschen weiter geht.
EU:
Hast du Business-Vorbilder?
Constantin Buschmann:
Es gibt immer wieder Menschen, die mich inspirieren. Aus völlig unterschiedlichen Lebensbereichen. Egal, ob ich ein Buch von jemandem lese, das mich inspiriert oder ob ich andere Unternehmer treffe. Mein Job ermöglicht mir das natürlich auch. Wir sind eine Luxusbrand, die Produkte verkauft, die naturgemäß Menschen mit mir in Kontakt bringen, die irgendeine spannende Geschichte haben.
Dadurch bin ich in der total glücklichen Lage, dass ich ganz viele von diesen Menschen auch selbst kennenlernen kann. Und ich finde andere Unternehmerstories immer wieder total inspirierend und schaue mir auch viel ab. Ich glaube, das ist eines der wichtigsten Themen, dass Du die Szene, in der du arbeitest, kennst. Wenn ich ein Unternehmer bin, dann ist der Austausch mit Unternehmern essentiell wichtig. Wenn ich Sportler bin, ist der Austausch mit anderen Sportlern extrem wichtig.
Allerdings ist es auch wichtig, sich gerade mit Leuten auszutauschen, die etwas Spannendes tun, etwas Spannendes leisten, eine tolle Geschichte haben, die aber gerade nicht aus der eigenen Bubble kommen. Also wenn ich beispielsweise so wie wir an der Schnittstelle zwischen Luxus und Autoindustrie arbeite und Luxusmode, Autoindustrie – alles spielt da ja rein – dann ist es für mich völlig inspirierend, mich mit einem erfolgreichen Künstler zu unterhalten oder einem erfolgreichen Entertainer, einem erfolgreichen Fußballer oder Sportler, weil am Ende viele dieser Menschen die gleichen grundsätzlichen Probleme haben, sich aber in völlig unterschiedlichen Arenen beweisen müssen.
EU:
Du bist Experte für modernes Leadership. Was macht eine gute Führungskraft für dich aus?
Constantin Buschmann:
Was macht für mich eine gute Führungskraft aus? Grundsätzlich fällt mir dazu der Satz ein: Führung ist eine Tätigkeit und kein Zustand. Eine gute Führungskraft macht die Organisation aus und das Team, das Unternehmen zu führen. Das kannst du auf zwei Arten tun: Du kannst das normativ tun, also Werte gesteuert und du kannst das direktiv tun, also über Befehle.
Jemand aus meinem Team, mit dem ich das im Moment auch diskutiere, würde das im Bundeswehrkontext als Auftragstaktik gegenüber Befehlstaktik beschreiben. Das ist auch ein aktuelles Thema bei uns, weil das Unternehmen sehr stark gewachsen ist.
Was mich bei BRABUS im Moment sehr umtreibt, ist die Frage, wie sich unsere Kultur wandelt. Ich bezeichne Kultur als Plural von Persönlichkeit. Kultur im Unternehmen, in einem Team, ist nichts anderes als die Persönlichkeit dieses Unternehmens, die Du fühlst, wenn Du vorm Hauptgebäude auf den Hof fährst, zu mir ins Büro läufst und begrüßt wirst, mit den Mitarbeitern sprichst, in der Werkstatt unterwegs bist usw. Diese Persönlichkeit kommt da entgegen, so wie bei jedem einzelnen Menschen auch.
Diese Kultur nimmt dir, wenn du es gemeinsam richtig aufstellst, unheimlich viel Arbeit ab, weil es eben keinen Befehl benötigt. Wenn es in der Kultur verankert ist, dass jeder Gast freundlich begrüßt wird: „Guten Morgen XY, schön, dass du da bist. Herzlich willkommen bei BRABUS.“, dann musst du das nicht jedem neuen Mitarbeiter 19 Mal sagen, sondern das fällt dann in die Kategorie „Wir machen das so. Es ist Usus. Es ist einfach im System drin.”
Wenn es zu der Kultur gehört, dass du z.B. deine Bücher sauber pflegst und sehr akkurat bist, dass du mit Investoren vernünftig kommunizierst, dass du Wert auf Qualität bei der Produktentwicklung legst, und so weiter und so fort, dann schafft das Standards, von denen du ausgehen kannst. Und mein Job ist in vielerlei Hinsicht eben nicht zu sagen: „Mitarbeiter A, machen Sie bitte das an der Stelle in dieser Zeit und kommen Sie dann bitte zu mir und berichten, was daraus geworden ist.“, sondern mein Job ist es, mich mit Systemen zu beschäftigen und die Frage zu stellen: Wie schaffen wir es, dass wir das einmal gestalten? Und dass dann dieser Prozess, das, was wir erreichen wollen, immer wieder abläuft. Und nicht nur so, dass ich es nicht immer wieder tun muss, sondern idealerweise so, dass es für alle, die involviert sind, einfach ein „Wir machen das so“ wird.
Denn dann ist es nicht eine Mehrbelastung, sondern eine Entlastung. Nur so kann das Unternehmen wachsen und nur so macht es am Ende auch Spaß.
EU:
Du wurdest relativ plötzlich über Nacht Chef des Familienunternehmens.
Constantin Buschmann:
In der Tat, leider ja.
EU:
Was ist der größte Unterschied zwischen deinem neuen Leben und deinem alten Leben?
Constantin Buschmann:
Du kannst die erste Reihe nicht simulieren. Ich nehme immer das Bild des klassischen Orchesters. Wenn du die Pauke spielst, die Trompete spielst, die Flöte spielst, kannst du nicht verstehen, was vorne bei der ersten Geige für ein Stress entsteht, wie viel Aufmerksamkeit da ist oder eben nicht, wie kritisiert wird. Vorher, vor dem Auftritt, nach dem Auftritt. An jedem einzelnen Tag.
Das ist etwas, was du erleben musst. Du musst Erfahrungen im Umgang damit sammeln. Bei mir hat sich das in der Tat über Nacht geändert und es hat sich sehr, sehr viel, fast alles in meinem Leben geändert. Bis auf vieles, was mir die Unternehmenskultur mitgegeben hat. Da sind wir wieder beim Thema. Meine Basis, auf die ich zurückgreifen konnte, war noch da.
Doch es war eine ganz harte Zeit. Eine Zeit, die mich natürlich auch sehr geprägt und verändert hat.
Ich hatte faktisch damals in der Situation, als ich das Unternehmen übernehmen musste, nicht die Wahl, ob ich das jetzt mache oder jemand anders. Denn es war das, was eben bereits in der Kultur verankert und auch vorbereitet war. Doch wenn der Moment dann kommt, dann kommt er mit Wucht und dann musst du damit umgehen lernen.
Heute, nach über sieben Jahren, ist es mir natürlich in Fleisch und Blut übergegangen und ich habe, um bei der Metapher zu bleiben, das ein oder andere Violinsolo schon mal gespielt. Davon sind auch einige in die Hose gegangen, andere haben besonders gut funktioniert und daran lernst du den Umgang damit.
EU:
Hast du einen Unternehmer-Tipp für unsere jungen Gründer und Gründerinnen, den man am Anfang auf jeden Fall beachten sollte?
Constantin Buschmann:
Da fallen mir mehrere Dinge ein. Insofern lass uns mal gucken, wie lang die Liste wird. Doch ein Unternehmer-Tipp ist definitiv: einfach anfangen.
Allerdings heißt das nicht, ohne Plan alles auf eine Karte zu setzen und dann zu schauen, wie weit man kommt. Du musst als Unternehmer immer ein Stück weit auf Sicht fliegen. Die Fantasie, dass du alles in einer Powerpoint abgebildet bekommst, ist genau das: eine Fantasie. Das wird nicht passieren. Und unternehmerische Energie entsteht genau da, wo Powerpoint aufhört.
Denn wenn du analytisch etwas planen kannst, dann bist du Analyst, aber kein Unternehmer. Als Unternehmer kannst du Dinge sehen und musst sie auch planen und in irgendeiner Form festhalten. Darüber hinaus musst du aber auch ein Gefühl dafür haben. Das entsteht meistens durch Immersion, also durch Reinspringen in ein Thema, sich intensiv, so intensiv wie möglich über lange Zeit damit auseinandersetzen und dann ein Gefühl dafür haben, was der nächste Hit wird.
Ein Gefühl dafür haben, welche Sneaker-Farbe cool ist. Ein Gefühl dafür haben, welches Auto funktioniert und ein Gefühl dafür haben, wie der nächste Pullover in der nächsten Saison geschnitten sein muss. Das ist am Ende reine Kreativität und Kreativität entsteht aus diesem sich vollends umgeben mit dem Unternehmen, der Organisation, der Branche, der Szene, in der du dich unternehmerisch betätigen willst. In dem Kontext sage ich: einfach anfangen.
Der zweite Tipp, weil du vorhin nach Idolen oder nach Vorbildern gefragt hast, ist ein Buchtipp. Das Buch “Extreme Ownership” von Jocko Willink. Das ist ein Autorenteam, bestehend aus zwei ehemaligen Navy Seals. Die beiden schreiben über das Thema Eigenverantwortung im Extrem. In einem Setting als Navy Seal, das eine ganz besondere Bedeutung hat, weil es dort permanent um Leben und Tod geht. Doch es ist ein Buch, das ich immer wieder empfehle, weil zum Unternehmersein die völlige Akzeptanz der Eigenverantwortung gehört. Wenn es funktioniert, ist es dein Verdienst. Wenn es nicht funktioniert, ist es deine Schuld. Du kannst das nicht abschieben oder verteilen.
Es gibt natürlich Fälle, wo jemand z.B. im Unternehmen stiehlt oder Kollegen und Kolleginnen furchtbar behandelt. Es gibt Dinge, da bist du nicht dran Schuld.
Doch die unternehmerische Verantwortung liegt immer beim Unternehmer und nirgendwo anders. Wenn du dir das klar machst, schafft das zwar Druck, es schafft aber auch Energie nach vorne. Und das macht viele Unternehmer, die ich treffe, zu spannenden Persönlichkeiten, mit denen ich mich gerne austausche, weil sie echt und authentisch sind.
Wenn du tatsächlich echt bist, weil es dein Unternehmen ist, weil du die Kredite aufgenommen hast, weil du jedes Gehalt bezahlst, dann steckt dahinter meistens eine Persönlichkeit, die ich am Ende spannend finde.
Das sind meistens keine einfachen Menschen. Die haben auch meistens keine Zeit zu verlieren. Doch oft ist eine spannende Festplatte eingebaut, die auch genug Arbeitsspeicher hat. Dann macht natürlich auch der Austausch Spaß. Anyway. Extreme Ownership, ein spannendes Buch, ich bekomme kein Geld für die Werbung. (lacht)
EU:
Eine letzte Frage, die natürlich noch kommen muss: Was ist dein Lieblingsauto?
Constantin Buschmann:
Immer das nächste.
Es gibt natürlich die einzelnen Kategorien wie Cabriolet, SUVs, Limousinen, Oldtimer, Youngtimer, Sportwagen usw. Immer wieder Autos, die ich faszinierend finde. Darüber reden wir auch permanent und ständig auf meinem Instagram- und YouTube-Kanal, wenn euch das interessiert. Ich mache mit jedem Gast, der mich in Bottrop besucht, ein Format, das Fantasy Car Collection heißt.
Es sind meistens kurze Videos, die sehr entertaining sind, in denen ich zum Beispiel die Frage stelle: Baue deine Traum-Garage mit zehn Plätzen. Du hast unbegrenztes Budget. Danach darfst du nie wieder ein Auto kaufen. Welche Autos wählst du?
Und meistens kommt 10 bis 15 Minuten danach der Anruf: Hey, ich brauche noch einen 11. Platz. Aber ich habe ein Fahrrad vergessen. Ich brauche ein Wohnmobil. Ich brauche einen Ferrari, usw. Also Fantasy Car Collektion, kann ich jedem empfehlen. Es macht Spaß.
EU:
Danke dir für deine Zeit!
Constantin Buschmann:
Danke für die Einladung!