LAP – Schon den Hype probiert, der selbst Starbucks wahnsinnig macht?

Es gibt Hypes, die sind wie ein TikTok-Trend: kurz, grell und nach zwei Wochen vergessen. Und dann gibt es Bewegungen, die nicht nur Buzz erzeugen, sondern ganze Branchen erschüttern. Genau das passiert gerade mit LAP, dem Kaffee-Start-up, das innerhalb kürzester Zeit vom Insider-Tipp zur ernsthaften Bedrohung für Starbucks, Coffee Fellows & Co. geworden ist.

Was steckt hinter LAP?

Der Name steht für „Life Among People“, und das Konzept ist so simpel wie provokant. Statt gemütlichen Sofas und handgetöpferten Tassen setzt LAP auf Kaffee im Schnellformat. Kleine Läden, oft ohne Sitzplätze, ausgestattet mit modernen Vollautomaten, die fast alles automatisch erledigen. Nur das Milchschäumen wird noch von Hand gemacht. Und das auch nur, damit der Cappuccino nicht völlig seelenlos wirkt. Bezahlt wird kontaktlos, am liebsten per App. Das Ganze läuft mit einer schlanken Kostenstruktur, die den Kaffee zu Preisen anbieten kann, die man sonst kaum noch irgendwo findet: ein Espresso für 1,50 Euro, ein Cappuccino für 2,50 Euro.

Hinter der Marke stehen zwei Gründer mit Start-up-DNA: Ralph Hage (bekannt durch Yababa) und Tonalli Arreola (Flink, Lime). Mit LAP wollten sie keinen weiteren „netten Coffeeshop“ eröffnen, sondern ein Modell bauen, das Kaffee nicht als Café-Erlebnis, sondern als Lifestyle-Marke verkauft. Und genau das funktioniert: Die auffälligen blauen Becher sind längst zum Statussymbol geworden.

Warum ist LAP so erfolgreich?

Ein Schlüssel liegt in der radikalen Klarheit. Während große Ketten versuchen, jede Zielgruppe mit jeder denkbaren Geschmacksrichtung abzuholen – von Pumpkin Spice bis Unicorn Latte – bleibt LAP beim Wesentlichen: Kaffee. Keine hundert Sorten, keine überladene Karte, kein endloses Menü. Statt Vielfalt setzt man auf Fokus, und genau dieser Minimalismus wirkt überraschend befreiend.

Dazu kommt die Effizienz des Konzepts. Durch kleine Flächen, weniger Personal und automatisierte Abläufe kann LAP extrem günstige Preise anbieten und trotzdem profitabel arbeiten. Während andere Cafés mit steigenden Mieten, hohen Energiekosten und Rohstoffpreisen kämpfen, entzieht sich LAP elegant diesem Hamsterrad. Das Geschäftsmodell ist so schlank wie der Flat White, den sie verkaufen.

Doch der Erfolg lässt sich nicht allein über Preise erklären. LAP hat verstanden, dass Kaffee längst mehr ist als ein Getränk. Er ist ein Statement, ein Accessoire, fast schon ein Ausdruck der eigenen Haltung. Wer mit einem LAP-Becher durch die Stadt läuft, zeigt damit: „Ich bin Teil dieses neuen, urbanen Lebensgefühls.“ Mit Kollaborationen in der Streetwear-Szene, Pop-up-Events und einem markanten Branding hat LAP eine Community aufgebaut, die sich stärker mit der Marke identifiziert als mit dem Produkt selbst. Und genau hier liegt der wahre Gamechanger: Es geht nicht mehr nur um Kaffee, sondern um Zugehörigkeit.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Geschwindigkeit. Während klassische Ketten oft monatelang über neue Standorte, Sortimente oder Kampagnen diskutieren, probiert LAP Dinge einfach aus. Innerhalb weniger Wochen werden Filialen eröffnet, Formate getestet und – falls nötig – wieder angepasst. Dieses „Fail fast, scale faster“-Prinzip ist typisch für Start-ups, aber in der konservativen Kaffeebranche beinahe revolutionär.

Warum polarisiert LAP so stark?

Natürlich bleibt ein solcher Aufstieg nicht ohne Gegenwind. Kritiker werfen LAP vor, die klassische Café-Kultur zu zerstören. Kaum Sitzplätze, kein Raum für Begegnung, alles auf schnellen Konsum getrimmt, das wirkt für viele wie die endgültige „McDonaldisierung“ des Kaffees. Andere sehen in den niedrigen Preisen eine Bedrohung für traditionelle Cafés, die nicht mitziehen können, ohne ihre Existenz zu riskieren. Manche Boykottaufrufe und hitzige Debatten zeigen: Je erfolgreicher LAP wird, desto stärker wird auch der Widerstand.

Doch gerade diese Polarisierung ist Teil des Erfolgs. Eine Marke, die niemand aufregt, bewegt auch niemanden. Indem LAP Diskussionen anstößt, bleibt sie in aller Munde – nicht nur wegen des Kaffees, sondern auch wegen der Story dahinter.

Was Unternehmer von LAP lernen können

Für Gründer und Selbstständige ist LAP ein Paradebeispiel dafür, wie modernes Branding funktioniert. Statt sich in Komplexität zu verlieren, setzen sie auf Fokussierung. Statt auf die perfekte Strategie zu warten, handeln sie schnell. Und statt Kunden nur als Käufer zu sehen, bauen sie eine Community, die sich mit der Marke identifiziert.

Die wichtigste Lektion: In einer Welt, in der alles austauschbar wirkt, reicht es nicht mehr, einfach „gut“ zu sein. Man muss anders sein: mit Haltung, mit Klarheit und mit Mut zur Reibung.

 

 

Ob LAP in fünf Jahren noch so präsent ist, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass sie schon heute gezeigt haben, wie Marken 2025 funktionieren: digital, mutig, effizient und mit einem klaren kulturellen Narrativ. Der Kaffee selbst ist dabei fast Nebensache. Das, was zählt, ist das Gefühl, das man mit ihm verbindet.

Also, lieber Gründer: Vielleicht ist es Zeit, deine Marke mit einem Schuss LAP-Mentalität aufzufüllen. Und wenn du das nächste Mal mit einem tiefblauen Becher im Meeting sitzt und jemand fragt: „Schon den Hype probiert?“, kannst du lässig nicken – und weißt, dass da mehr drinsteckt als nur Koffein.